Zentrale Konzepte der Positiven Psychotherapie

„Nicht das Ausbleiben von Krisen und Konflikten, sondern ein kreativer und konstruktiver Umgang mit diesen ermöglicht Wachstum.“
Nossrat Peseschkian (1933-2010)

Die Positive Psychotherapie (PPT) nach Prof. Nossrat Peseschkian  gehört zu den tiefenpsychologisch fundierten Therapieverfahren. Ausgehend von einem humanistischen Menschenbild wird die Überzeugung vertreten,  dass Menschen grundsätzlich die Fähigkeiten mitbringen, die ihnen ermöglichen, ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben zu führen. Selbst wenn bestimmte Bedingungen die psychische Entwicklung ungünstig beeinflusst haben, bleiben Menschen lern- und entwicklungsfähig. Die Aufgabe des Therapeuten ist es, diese Ressourcen zu fördern und freizulegen.

Der Fokus der Positiven Psychotherapie ist lösungs- und ressourcenorientiert. In der Praxis kommen verschiedene Prinzipien zum Tragen.

  • Prinzip des Reframings
    Die Energie, die in sogenannten psychischen Störungen liegt, wird im Rahmen dieser Therapieform nicht als Feind verstanden, den man bekämpfen muss, sondern als Ressource, die man nutzen kann. So wird eine Störung oder ein unpassendes Verhalten umgedeutet zu einer Stärke, die es kontextangemessen einzusetzen gilt.
  • Ganzheitlicher Ansatz
    Die Positive Psychotherapie hat einen systemischen und ganzheitlichen Ansatz und bezieht in der praktischen Anwendung sowohl geistige, körperliche als auch emotionale Aspekte ein. Auch die Beziehungen zur Umwelt und anderen Menschen werden daher berücksichtigt, da ohne diese Einbeziehung ein Therapieerfolg fraglich ist.
  • Hilfe zur Selbsthilfe
    Ausgehend vom positiven Menschenbild eines autonomen und ressourcevollen Individuums ist es das Ziel des Therapeuten, seinen Klienten schnellstmöglich zu befähigen, seine Probleme auch ohne seine Unterstützung allein zu bewältigen. Daher werden alle Aktivitäten begrüßt und unterstützt, die helfen können, dieses Ziel zu erreichen.

Herzstück der Positiven Psychotherapie ist das Balance-Modell. Nach Peseschkian ist geistige und körperliche Gesundheit nur durch ein Gleichgewicht in den vier Lebensbereichen Körper/Sinne, Leistung/Beruf, Kontakte/Partnerschaft und Sinn/Zukunft zu erreichen.

Psychosomatische Störungen haben ihre Ursache in der Unausgewogenheit in mindestens einem der vier Bereiche:

  • exzessive Gesundheitspflege versus bewusster Raubbau an der eigenen Physis
  • Arbeitssucht versus Flucht vor Leistungsanforderungen
  • Rückzug in sich selbst versus Flucht in die Geselligkeit
  • Flucht in Utopien versus Phantasielosigkeit/Realitätsorientierung

Da der Methode transkulturelle Untersuchungen in über 20 Kulturen zugrunde liegen, die aufzeigen, wie unterschiedlich Verhaltensweisen, Gewohnheiten und Einstellungen abhängig vom Kulturkreis bewertet werden, eignet sie sich insbesondere auch bei interkulturellen Fragestellungen.